ZfK: Herr Wengeler, smartOPTIMO treibt den Rollout voran: Was sind aktuell die Themen, mit denen sich Ihr Stadtwerke-Netzwerk am meisten beschäftigt, was sind die größten Herausforderungen?
Fritz Wengeler, Geschäftsführer smartOPTIMO: Wir freuen uns, nun verstärkt durchstarten zu können – ich meine mit dem Rollout größerer Stückzahlen. Jetzt beginnt der Einstieg in den Massenrollout. Die meisten „Kinderkrankheiten“ der Systeme und Hardware haben wir überwunden. Die größte Herausforderung im letzten Jahr war definitiv die Migration auf das neue System für die Gateway-Administration (GWA). 60 GWA-Kunden mussten parallel auf die neue Plattform überführt und angebunden werden – und damit auch alle bereits verbauten und beschafften intelligenten Messsysteme. Wir haben die gegebenen Fristen eingehalten und den Rollout weiter vorangetrieben. Im Frühjahr konnten wir die Migration abschließen und die Arbeit geht in den Regelbetrieb über. Die GWA-Migration war bisher sicherlich kein Standardfall und ein schwieriger Weg mit Pioniercharakter, aber für uns eine richtige und erfolgreiche Entscheidung. Diese Herausforderungen konnten wir nur durch großes Vertrauen und dank der engen Zusammenarbeit zwischen smartOPTIMO, Robotron und unseren Stadtwerken als Kunden meistern. Nun sind wir sicher für die Zukunft aufgestellt und freuen uns, unserem Netzwerk aus mehr als 90 Partnern und Kunden eine Gesamtlösung anbieten zu können. Der Erfolg hat sich mittlerweile herumgesprochen. Derzeit gibt es eine weitere Welle im GWA-Markt, in der sich Bewegung zeigt. So bekommen wir neue Anfragen nach unserer GWA-Dienstleistung. Die Stadtwerke suchen einen kommunalen Partner mit funktionsfähigen Prozessen und Systeme für das intelligente Messwesen. Das bringt mich zu einer aktuell wesentlichen Herausforderung: Die Wirtschaftlichkeit. Die Schieflage von Aufwand und Ertrag hat unlängst die Voruntersuchung im Rahmen des §48 MsbG zur Kosten-Nutzen-Analyse im Auftrag des BMWK bestätigt. Die gesetzlichen Preisobergrenzen (POG) reichen nicht, um die Dienstleistungen der Stadtwerke für Endverbraucher wirtschaftlich anzubieten. Hier müssen in Berlin dringend die Rahmenbedingungen nachgebessert werden.
ZfK: smartOPTIMO wird dieses Jahr 15 Jahre, wie hat sich der Rollout in dieser Zeit verändert, was hat sie besonders geprägt?
Wengeler: smartOPTIMO wurde 2009 von den Stadtwerken Osnabrück und Münster gegründet, um das klassische Messwesen zu betreiben und stufenweise auf das intelligente Messwesen umzubauen. Zu diesem Zeitpunkt hatte keiner erwartet, dass es so lange dauern würde, bis der Rollout wirklich startet. In den letzten 15 Jahren hat sich einiges geändert. Neben den technischen Funktionen und dem Einbau der Zähler geht es heute zusätzlich um die Digtalisierung der Netze und die Prozesse sowie um neue Geschäftsmodelle, wie zum Beispiel dynamische Tarife, aufzubauen. Was uns in dieser Zeit geprägt hat, sind sicherlich zwei Eigenschaften: Einerseits mussten die Stadtwerke sowie auch wir die Themen geduldig, verbunden mit einer gewissen Fehlertoleranz, Schritt für Schritt vorbereiten und konzipieren. Andererseits hat
uns geprägt, die Dinge in die Hand zu nehmen: Wir haben immer frühzeitig eigenes Know-how aufgebaut, in dem wir getestet und die Knackpunkte in der Systemkette aufgezeigt haben. Das ist auch die Basis für die wichtigen Entscheidungen, die wir gefällt haben. Dabei ist es immer schön, einen sinnvollen Beitrag zur Energiewende beizusteuern.
ZfK: Wie hat sich das Stadtwerke-Netzwerk in dieser Zeit verändert?
Wengeler: Das Stadtwerke-Netzwerk ist in den letzten Jahren deutlich gewachsen und die Zusammenarbeit zwischen den Partnern ist intensiver geworden. Wir konnten vor allem durch die enge Zusammenarbeit während der Migration des GWA-Systems eine noch stärkere Vertrauensbasis zu unseren Kunden aufbauen. Zudem haben sich auch unsere Netzwerkveranstaltungen Stadtwerke Treffpunkt Netz und Vertrieb sowie das Kooperationsprojekt Technik in den letzten Jahren weiterentwickelt. Die Teilnehmerzahlen in unserem Netzwerk wachsen stetig. Wir freuen uns, dass wir so viele Stadtwerke deutschlandweit unterstützen können und Ihnen als zuverlässiger Partner zur Seite stehen. Man kennt sich mittlerweile über eine lange Zeit und spricht bei den Treffen nicht immer nur über das Fachliche. Bei unserer größten Netzwerkveranstaltung, dem Forum Netz & Vertrieb, gibt es in unserem Jubiläumsjahr ebenfalls eine Veränderung: Die Veranstaltung findet an unserem Hauptstandort in Osnabrück statt. Neben spannenden Vorträgen zu aktuellen Energiethemen steht auch hier das Netzwerken im Vordergrund. Es hat schon so etwas wie einen Familiencharakter – Stadtwerke und Dienstleister sind in den letzten Jahren näher zusammengerückt.
ZfK: Und natürlich darf der Blick in die Zukunft nicht fehlen: Was denken Sie, wie wird es in den nächsten fünf Jahren weitergehen mit dem Rollout? Wird auch KI einen Einfluss darauf haben?
Wengeler: In den nächsten fünf Jahren werden wir den Smart Meter Rollout weiter vorantreiben und unsere Stadtwerke-Kunden dabei begleiten, um so Kundenwünsche sowie den Bedarf für die neue Energiewelt zu erfüllen. Der Rollout der intelligenten Messsysteme ist eine wesentliche Grundlage für die Energiewende. Das nächste passende Puzzlestück bereiten wir bereiten gerade intensiv vor: Die Einführung des IT-Systems für den aktiven externen Marktteilnehmer (aEMT). Eine der wichtigen Voraussetzungen für den Empfang von Netzzustandsdaten – TAF 10, Pflicht zum 1. Januar 2025 – und dem Steuern und Schalten
von dezentralen Erzeugungs-, Verbrauchs- sowie Speicherungsanlagen. Erst mit dieser Technologie, verbunden mit dynamischen Tarifen, nutzen wir das Potenzial, um intelligent zu steuern, und regenerative Energie zu nutzen. Für all das braucht es motivierte Mitarbeitende, frische Ideen und ein Umdenken für neue Geschäftsmodelle. Künstliche Intelligenz (KI) spielt dabei natürlich eine wichtige Rolle. Schon heute arbeiten wir bei smartOPTIMO an unterschiedlichen Stellen mit der KI. Wir haben bereits ein Projektteam, das die Digitalisierung von Prozessen und Einbindung von KI bei smartOPTIMO begleitet. Wir sehen hier großes Potenzial. Bei allem bleibt der Mensch im Mittelpunkt. Darum treffen wir uns trotz Digitalisierung in gewissen Abständen vor Ort, um die eben angesprochenen Themen zu diskutieren.
Die Fragen stellte Stephanie Gust von der Zeitung für kommunale Wirtschaft (ZfK).