"Für unsere Stadtwerke-Kunden könnte ein Blick auf die Personalressourcen herausfordernd werden"

Smartoptimo bereitet sich aktuell mit seinen Kunden auf den Massenrollout. Der Dienstleister hat zudem sein IT-System geändert und ist zu Robotron gewechselt. Warum erklärt Geschäftsführer Fritz Wengeler im Interview.

ZfK: Herr Wengeler, der Rollout ist jetzt offiziell erneut gestartet, was beschäftigt Ihre Kunden am meisten beim intelligenten Messwesen?
Fritz Wengeler: Wir freuen uns, dass wir nun mit dem Gesetz zum Neustart der Digitalisierung der Energeiwende, GNDEW, die gesetzliche Grundlage und damit endlich eine rechtliche Grundlage für den Einsatz von intelligenter Messtechnik haben. Schließlich ist die gesamte Branche über einen langen Zeitraum in Vorleistung gegangen. Derzeit beschäftigt uns und unsere Kunden, die Nnalen prozessualen und technischen Voraussetzungen für den Rollout der intelligenten Messsysteme und deren Hochlauf voranzutreiben. Das Gesetz soll den Smart Meter Rollout beschleunigen. Unsere Stadtwerke-Kunden bereiten sich nun auf den Massenrollout in den Folgejahren vor.

ZfK: Wie weit ist Smartoptimo beim Rollout jetzt aktuell? Sie haben ja das IT-System geändert und sind zu Robotron gewechselt, warum?
Wengeler: Wir haben über einen langen Zeitraum die notwendigen technischen Voraussetzungen für den Rollout geschaffen und viele wichtige Erfahrungen gesammelt, von denen wir und damit unsere Stadtwerke-Partner heute proNtieren können. Aber mit Blick auf den Massenrollout und die weiteren Anforderungen rund um das Thema Schalten, Steuern und Submetering haben wir alle Systeme noch einmal auf den Prüfstand gestellt. Mit dem Wechsel zu Robotron bekommen wir nun die IT-Systeme für die Gateway-Administration (GWA) und den aktiven externen Marktteilnehmer (aEMT) sowie die Software und Rechenzentrumsleistung aus einer Hand. Diese Systemlandschaft bildet die Grundvoraussetzung für das Steuern und Schalten und verringert die Komplexität. Der Wechsel hat uns alle in den letzten Monaten stark beschäftigt, ist aber aus heutiger Sicht der richtige Schritt zur noch richtigen Zeit vor dem Hochlauf des Ausbaus gewesen.

ZfK: Sind die Rollout-Fristen zu schaffen? Wo sehen Sie besondere Herausforderungen?
Wengeler: Der erste große Meilenstein sieht laut GNDEW vor, dass ab bis 31. Dezember 2025 nach §30 Abs. 1 und 2 insgesamt mindestens 20 Prozent aller auszustattenden Messstellen mit intelligenten Messsystemen ausgestattet sein müssen. Wir sind zuversichtlich, diesen Meilenstein technologisch und prozessual zu erreichen, weisen aber darauf hin, dass parallel zum Hochlauf noch Prozesse
erprobt werden müssen. 

Für unsere Stadtwerke-Kunden könnte ein Blick auf die Personalressourcen herausfordernd werden. Sobald der Massenrollout startet, wird qualifiziertes und geschultes Personal für den Einbau der Smart Meter benötigt. Hier müssen entsprechende Ressourcen geschaffen werden, um den Rolloutfahrplan einzuhalten. Es gilt also, dezidiert den Rolloutplan im Stadtwerk zu planen und auf die neuen Rahmenbedingungen anzupassen. Ein Thema, dass wir in unseren Netzwerkveranstaltungen ausführlich besprechen werden.


ZfK: Wie bewerten sie das Thema Schalten und Steuern, was kommt hier auf die MSB/Netzbetreiber zu?
Wengeler: Der aktuelle Fokus liegt auf dem Start des Rollouts und dem Einschwingen für den Massenprozess. Die Systeme für Schalten und Steuern sind ausgewählt und werden gerade pilotiert, um sie im nächsten Jahr für unsere Partnerstadtwerke einzuführen. Genauso wie bei der Einführung der Systeme für die Smart Meter Gateway Administration müssen wir die Systemkette für das
aktive Schalten und Steuern erweitern. Wir werden dann unsere aEMT-Systeme mit den IT-Systemen der Stadtwerke mittels Schnittstellen verbinden. Hinzukommen unterschiedliche Anforderungen bzw. Interessen der verschiedenen Marktpartner für das Thema Schalten. Es ist ein komplexes Thema und noch nicht alles ist konkret geregelt. Wir besprechen diese Themen intensiv mit unseren Stadtwerken. 

Dieses wird auch ein Hauptthema auf unserem Forum Netz und Vertrieb am 16. November in Münster sein, wo wir einerseits mit Dennis Laupichler vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik und Frau Stolzenburg vom Verband BDEW über Rahmenbedingungen sprechen und andererseits einen Schwerpunkt auf die Digitalisierung der Netze legen.


ZfK: Wie können auch kleinere Stadtwerke von Mehrwertdiensten profitieren?
Wengeler: Der Gesetzgeber hat diverse Mehrwertdienste – etwa im §34 Abs 2 – definiert. Gerade mit diesen Anwendungen wie Steuern und Schalten sowie Submetering werden Stadtwerke ein Teil der Energiewende. Diese Prozesse vor Ort im Vergleich zu reinen überregionalen Dienstleistern für Kunden zu beherrschen dürfte die Marktposition der Stadtwerke festigen. Das gilt für kleinere und größere Stadtwerke gleichermaßen.


ZfK: Welche Änderungen stehen noch an?
Wengeler: Wir warten alle auf die Erweiterung der Technischen Richtlinie TR 03109-5. Wie bereits in der Frage zum Thema Schalten und Steuern angedeutet, fehlen noch wichtige Leitplanken für Hersteller von  Hard- und Software, um Produkte und Leistungen zu konkretisieren. Zurzeit arbeitet das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) an der Technische Richtlinie TR 03109-5 „Anforderungen an weitere Systemeinheiten des intelligenten Messsystems“. Vielleicht wissen wir Ende November 2023 hierzu mehr.

 

ZfK: Was erwarten Sie sich von der Politik, dass der Rollout jetzt durchstarten kann?
Wengeler: Wir sehen durch den weiteren stark steigenden Ausbau der regenerativen Energien – jetzt noch mal gepuscht das Solarpaket 1 – einen weiteren Schub für den Einsatz der intelligenten Messsysteme, die ja schließlich die Basis für smarte Netze bilden. Was ich mir wünsche: Eine schnellere und bessere Anerkennung der entstehenden Kosten für den Ausbau. Die aktuelle Regelung mittels Fotojahr-Logik passt für bestehende Netze, aber nicht für einen Umbau der Netze.